Der Zirkus ist wieder in der Stadt – so wie jedes Jahr. Immer dieselbe Monotonie, immer dieselbe Musik, immer derselbe Trott – nicht nur für mich, sondern vor allem für die Tiere. Für sie ändert sich nie etwas daran. Während ich mir, als Demonstrant vor Tierzirkussen, sagen kann, dass dieses ewige Beine in den Bauch Stehen vorbei geht, müssen sie sich dem ergeben. „Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd‘ geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.“ Was Rilke so unglaublich tiefsinnig und herzrührend formuliert hat, durfte auch ich in den letzten Jahren tage- und wochenlang sehen. Tiger, Löwen, Elefanten, Zebras, Bären, Affen, Kängurus, Robben, Nashörner, Pferde, Lamas, Dromedare – wundervolle Tiere – unschuldig hinter Gittern. Was für mich hinter den Protesten steht, die ich seither betreibe, möchte ich Dir in den nächsten Wochen zeigen. Immer mal wieder, in verschiedener Form. Ausdrücken, warum diese Zirkus-Tage für mich mit eine der schlimmsten sind, die es gibt. Und warum ich trotzdem nicht müde werde, denen eine Stimme zu geben, die nicht für sich selbst sprechen können. Heute möchte ich mit einem Gedicht beginnen, das ich vor einigen Jahren geschrieben habe – vielleicht kann ich Dich so ein wenig auf das Thema einstimmen.
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