Die ZWEI auf dem Adventskalendertürchen ist heute die Ideengeberin für meine Geschichte. Wenn ich an diese Zahl denke, gibt es tatsächlich etwas, das mir sofort einfällt. Zwei Seelen, die meinen Alltag bereichern, die mir das Leben versüßen, die stets an meiner Seite sind und die einfach zu mir gehören: Tristan & Maria. Darum möchte ich Dir erzählen, wie wir uns kennen gelernt haben und was die Beiden ausmacht.
Elisa
Schon lange schwirrt mir die Idee im Kopf herum, einen Adventskalender zu machen. Die 24 Türchen, die seit meiner Kindheit einfach dazu gehören, sind bei meiner Version aber eher symbolisch. Es sind 24 kleine Türchen zu mir. 24 Möglichkeiten, etwas mit Dir zu teilen, 24 Chancen, Dir eine kleine Freude zu machen oder einfach nur den Tag zu versüßen. 24 Tage Besinnlichkeit. Ich schreibe Texte – was ist also naheliegender, als Dir 24 Geschichten zu erzählen. In jeder soll die Zahl auf dem Kalender im Fokus stehen. Heute ist es also die EINS. Und um den Anfang ein bisschen zu erleichtern, ist sie einfach ein Zeichen für den Beginn eines Projektes mit unbekanntem Ende. Mit EINS fängt alles an.
Der Winter ist auf dem besten Weg und hat Väterchen Frost mit im Gepäck. Die heißgeliebte Winterjacke rückt also endlich wieder ins Rampenlicht der Laufstege des Alltags. Meine durfte dieses Jahr in die wohlverdiente Rente gehen und begleitet mich fortlaufend nur noch bei ausgedehnten Spaziergängen im Unterholz oder anderen Gelegenheiten, bei denen es mal dreckiger wird. Als ich die Winterjacken-Auswahl im nahegelegen Kaufhaus nach einem würdigen Nachfolger durchstöbert habe, wurde mir die Realität (außerhalb meiner „Ich-sitze-den-ganzen-Tag-in-meiner-Wohnungs-Blase“) wieder schmerzlich bewusst: überall Pelz-Besätze und -Bommel. Und das Schlimmste daran: nirgends ein Etikett, auf dem steht, dass viele davon echt sind. Das liegt daran, dass es in Deutschland keine Deklarationspflicht für Pelz gibt – unglaublich oder?
Der Zirkus ist wieder in der Stadt – so wie jedes Jahr. Immer dieselbe Monotonie, immer dieselbe Musik, immer derselbe Trott – nicht nur für mich, sondern vor allem für die Tiere. Für sie ändert sich nie etwas daran. Während ich mir, als Demonstrant vor Tierzirkussen, sagen kann, dass dieses ewige Beine in den Bauch Stehen vorbei geht, müssen sie sich dem ergeben. „Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd‘ geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.“ Was Rilke so unglaublich tiefsinnig und herzrührend formuliert hat, durfte auch ich in den letzten Jahren tage- und wochenlang sehen. Tiger, Löwen, Elefanten, Zebras, Bären, Affen, Kängurus, Robben, Nashörner, Pferde, Lamas, Dromedare – wundervolle Tiere – unschuldig hinter Gittern. Was für mich hinter den Protesten steht, die ich seither betreibe, möchte ich Dir in den nächsten Wochen zeigen. Immer mal wieder, in verschiedener Form. Ausdrücken, warum diese Zirkus-Tage für mich mit eine der schlimmsten sind, die es gibt. Und warum ich trotzdem nicht müde werde, denen eine Stimme zu geben, die nicht für sich selbst sprechen können. Heute möchte ich mit einem Gedicht beginnen, das ich vor einigen Jahren geschrieben habe – vielleicht kann ich Dich so ein wenig auf das Thema einstimmen.
Magst Du Gewitter? Ich persönlich liebe sie. Diese Kraft, diese unerreichbare Mächtigkeit, diese beeindruckende Gewalt die ein solches Gewitter ausdrückt, fasziniert mich einfach. Ich sitze dann oft da und schaue aus dem Fenster, kann mich nicht satt sehen und hören. DAS ist die Natur, mächtiger als alle Menschen, die je auf dieser Welt gelebt haben, zusammen – wenn sie will, kann sie uns auslöschen, mit einem Schlag.
Bist Du jemand, der offen über Probleme spricht? Der es so macht, wie Dir Psychologen und andere, in diesem Bereich Beschäftigte, vorgeben? Man muss sich das, was einen belastet, von der Seele reden. Man kann nicht immer alles mit sich selbst ausmachen. Probleme lösen sich nicht von selbst…. Ja, ich liebe diesen Sätze… Denn ich brauche mal wieder eine Extra(tofu)wurst; beharre auf meinem Anders-Sein. Meine, ich wäre was Besseres und müsste mich nicht von anderen beraten lassen. Würde alles immer selbst schaffen. Und was soll ich sagen? Genau so ist es! (Bis auf den Umstand, dass ich wirklich nicht denke, etwas Besseres zu sein, ich bin ich und bin froh drüber) Wenn Du auch jemand bist, der sich besser dabei fühlt, Dinge mit sich selbst auszumachen, ist dieser Beitrag für Dich. Ich möchte Dir erzählen, dass Du damit nicht allein bist. Und vor allem, dass dieser Weg genau so ein richtiger sein kann, wie der, offen über Belastendes zu sprechen.
Heute ist ein anstrengender Unitag. Irgendwie zieht es sich, die Masterarbeit sitzt mir im Nacken und vieles will einfach nicht so, wie ich. Was also tun, wenn man nach 1,5 Stunden Gliederung schreiben und weiteren 1,5 Stunden Recherche total übermüdet aus der Staatsbibliothek kommt? Klar, Coffee to go vom Café des Vertrauens. Bei mir ist das das „Lost Weekend“, direkt neben meinem Germanistik-Institut. Nicht zuletzt, weil sie ausschließlich vegane Snacks und Getränke anbieten und das, ohne dass es der, der es nicht weiß, merkt. Schon wieder viel für die Umwelt getan. Als ich also dort stehe und bestelle, komme ich ins Gespräch mit der netten jungen Frau, die mir mit viel Liebe meinen Cappuccino mit Sojamilch zubereitet. Ich bestelle ihn „to go“ und füge hinzu: „Bitte im Recup-Becher.“ Ich weiß, dass sie diese Pfand-Becher anbieten und finde die Aktion super. Für nur 1 € was für die Umwelt und gegen die Wegwerfkultur getan. Doch was ich dann höre, verschlägt mir fast die Sprache.
Vulva – allein dieses Wort zu schreiben, geschweige denn in der Öffentlichkeit auszusprechen, ist für viele eine schier unüberwindbare Hürde, löst Schamesröte und niederschlagende Augen aus. Das betrifft nicht nur die Vulva selbst, sondern auch alles, was mit ihr verbunden ist. Von Menstruation über Ausfluss, Intimbehaarung oder weibliche Masturbation – alles sind Tabuthemen und werden – ganz im Vergleich zum männlichen Pendant – gebrandmarkt und als nicht salonfähig abgestempelt. Auch ich war davon betroffen. Doch zum Glück gibt es ein Medikament, das dagegen hilft: Selbstliebe. Und so bin auch ich auf dem Weg der Besserung.
Warum habe ich mir das gleich gedacht? Dieser kleine Nebensatz war wohl Schuld daran. „Bin gerade in Irsee im Hotel“ – eigentlich nicht unbedingt notwendig, das zu schreiben, wenn die Nachricht nicht auf eben das abzielen würde, was ich schon im Gefühl hatte. Jeder andere würde sich vielleicht nichts dabei denken, aber ich bin es gewohnt, denn ich wurde als etwas geboren, das einen dazu verdammt: als Frau. Doch fangen wir von vorne an.Ich freue mich, dass auf meinem Instagram-Account inzwischen eine mehr oder weniger rege Kommunikation stattfindet und ich immer mal wieder Nachrichten von lieben Menschen bekomme, die sich mit mir austauschen und mir Feedback zu meinen Texten und Bildern geben. Natürlich sind darunter auch Männer und ich muss vorwegnehmen: Zum Großteil sind es nette Gespräche, respektvolle Kommentare und ein kurzer Austausch über verschiedene Inhalte, die einen zum Schmunzeln bringen – das provoziert mein Profil ja auch – keine Frage. Trotzdem will ich diese eine Nachricht zum Anlass nehmen, etwas zu thematisieren, das mir schon lange ein Dorn im Auge ist.
Es ist nicht immer einfach, ich zu sein. Manchmal ist es sogar verdammt schwer. Dann türmen sich Gedanken, Gefühle, Sorgen und Unsicherheiten vor mir auf, wie ein riesiger Berg, der alles in seinen Schatten stellt und der unüberwindbar erscheint. Ich stehe davor, schaue ihn mir an und kann nichts tun. Ich frage mich zwar, wie ich da jetzt rüber komme, aber mir fällt einfach keine gute Lösung ein. Die Suche danach lähmt mich und ein Gelähmter kann sowieso keinen Berg überwinden. Zumindest ich nicht, Michael Teuber hat es, trotz Querschnittslähmung tatsächlich geschafft, den Kilimandscharo zu erklimmen. Was daran sichtbar wird, ist, dass so groß der Berg und die Hindernisse auch sein mögen, oft nur die richtige Ausrüstung reicht, um ihn – wenigstens eine Zeit lang – ganz klein erscheinen zu lassen. Auf der Suche nach so einer Ausrüstung bin ich am vergangenen Sonntag weg gefahren. So ganz spontan – sogar bis in ein anderes Land.